Die Akademie der Künste vergibt den diesjährigen Lion-Feuchtwanger-Preis an
Edgar Hilsenrath. In der Begründung der Jury heißt es: "In seinem Werk, das in
Deutschland zu lange zu wenig Beachtung fand, gelingt es dem Preisträger
meisterlich, seine Leser in die Geschichte des 2. Jahrtausends mitzunehmen, in
deren katastrophischen Kern ihn seine eigene Biographie führte. Sein Erzählen
begreift den einzelnen als Ausgangspunkt aller Geschichte und gibt jedem
individuellen Schicksal seine Würde zurück. Schreiben im Geist der Aufklärung,
dies war und ist, ganz im Sinne Lion Feuchtwangers, das Anliegen und die Kunst
Edgar Hilsenraths."
Der 1926 in Leipzig als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geborene und nach
Vertreibung, Flucht und Exil seit 1975 in Berlin lebende Edgar Hilsenrath wurde
vor allem durch seine Romane "Nacht" (1964), "Der Nazi & der Friseur" (1977),
und "Das Märchen vom letzten Gedanken" (1989) bekannt. Der Dittrich Verlag,
Berlin/Köln, gibt gerade eine 11-bändige Werkausgabe heraus. Das dritte Buch
"Der Nazi & der Friseur" ist soeben erschienen.
Sein literarisches Archiv hat Edgar Hilsenrath im Frühjahr 2004 der Akademie der
Künste geschenkt. Es umfasst Briefe und Werkmanuskripte, darunter zwölf
handschriftliche Ringbücher mit der Urschrift seines ersten Romans "Nacht", eine
Reihe unveröffentlichter Texte aus den Jahren 1948 bis 1951 sowie tagebuchartige
Aufzeichnungen, die in der Zeit, die er im rumänischen Ghetto von Moghilew-
Podelsk verbringen mußte, entstanden sind.
Der Jury für den Lion-Feuchtwanger-Preis 2004 gehören Peter Gosse, Robert Menasse und Norbert Miller an.
Die Preisverleihung findet am 27. November in der Akademie der Künste statt.
Die Laudatio hält Robert Schindel.
Der von Marta Feuchtwanger gestiftete Preis ist mit 7.500 € dotiert. Er wird an
Autoren historischer Prosa verliehen. Die letzten Preisträger waren Eckart
Kleßmann, Michael Kleeberg und Robert Menasse.
Quelle:
Akademie der Künste 2.9.2004, Berlin